PG St. Raphael

Kirchenpatron St. Sebastian von Kindern und Erwachsenen würdig gefeiert Unterspiesheim (ES)„Wer ist ein Held?“ Diese Frage stellte Pfarrer Thomas Amrehn den Kindern beim Gottesdienst mit den Kindern in der Turnhalle der Kindertagesstätte St. Sebastian. Schon am Freitag vor dem Patroziniumsfest feierte man mit den Kindern und Gästen aus der Gemeinde den Namenstag des Patrons der Unterspiesheimer Kirche. „Wer ist ein Held oder eine Heldin - was meint Ihr?“- so die Frage von Pfarrer Amrehn an die Kinder. „Man muss stark sein“...“man muss Gutes tun“ waren Meinungen der Kinder. Der Priester erklärte den Kindern das Bild des Heiligen Sebastian auf der Kirchenfahne und stellte zur Diskussion, dass Sebastian auch ein Held sei. Da waren die Kinder ganz erstaunt, dass auch ein gefesselter Mann Held sein kann: Indem er seiner Überzeugung treu bleibt, auch wenn es für ihn gefährlich wird, ja ihm das Leben kosten kann, hat er sich als Held erwiesen, so der Seelsorger. Nach der Segnung mit Weihwasser zogen die Kinder, die Erzieherinnen und die Gläubigen in die Kirche. Dort segnete der Priester die Kinder mit dem Reliquiar, in dem die Reliquien des Heiligen Sebastian enthalten sind. Am Sonntag wurde mit einem Festgottesdienst das Patrozinium des Schutzheiligen der Kirche in Unterspiesheim festlich begangen. Feierlich zog der Altardienst mit Pfarrer Amrehn in die Kirche ein, voraus die Fahne des Heiligen Sebastian, die schon seit Jahren Günter Riedmann trägt. Der Chor Belcanto unter Leitung von Silvia Albert umrahmte den Gottesdienst mit festlichen Liedern. Simon Döpfert, der kurzfristig als Organist eingesprungen war, entlockte der Orgel frische, jugendliche Töne – obwohl er das Instrument nicht kannte. In seiner Predigt stellte Pfarrer Amrehn die Kurzgeschichte „Fahrerflucht“ von Josef Reding vor: Der Autor schildert den Gewissenskonflikt eines Vertreters, der nach einem selbst verschuldeten Unfall – er hat einen Fahrradfahrer angefahren und schwer verletzt – zunächst Fahrerflucht begeht, jedoch nach innerem Kampf, von seinen Schuldgefühlen getrieben an den Unfallort zurückkehrt. Josef Reding, der kürzlich im Alter von 90 Jahren verstarb, hat „Unterdrückten seine Stimme gegeben“, wie es in einem Nachruf heißt. Er war auch Teilnehmer der Würzburger Synode. „Fahrerflucht“- der innere Prozess und der Entschluss, wieder an den Unfallort zurückzukehren, das war für Herrn Engelbrecht, wie der Vertreter in der Kurzgeschichte genannt wurde, nur ein kurzer Moment in seinem Leben- aber mit weitreichenden Folgen. Auch im Leben von Sebastian war sein Entschluss, seinen Glauben zu bekennen, nur eine kurze Episode – aber sie gewann in der Kirchengeschichte große Wirkung, denn für sein heldenhaftes Bekenntnis zu seinem Glauben wird Sebastian noch heute verehrt. „Die Machthaber wird er nicht aufgerüttelt haben- aber viele seiner Mitchristen waren wohl beeindruckt von seinem Mut.“ Sie hatten ihn, der zunächst mit Pfeilen verwundet worden war, bis er wieder gesund war. Dann trat er zum zweiten Mal vor den Kaiser hin, bezahlte seinen Mut mit seinem Leben, denn er wurde mit dem Schwert hingerichtet. Das Motto der Mächtigen war schon damals: „Si vis pacem – para bellum“: wenn Du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.“ Bekenntnis der Christen war dagegen, auf der Seite der Armen zu stehen, „den Unterdrückten ihre Stimme zu geben“. Sebastian setzte die Sicherheit, die der Militärdienst ihm bot, aufs Spiel, indem er sich zu seinem Glauben bekannte. Dies kann auch uns Aufforderung sein, für unseren Glauben etwas zu riskieren, um auch die zu unterstützen, die unsere Unterstützung brauchen. Dafür ist vielleicht auch bei uns eine Haltungsänderung nötig, - wie bei Herrn Engelbrecht aus der Kurzgeschichte, wie bei Sebastian mit seinem Entschluss, sich zu seinem Glauben zu bekennen. Der Priester bedankte sich bei allen, die Dienst tun für die Gemeinde: den Ministranten, den vielen Frauen und Männern, die an irgendeiner Stelle „ihre Hände und ihre Zeit zur Verfügung stellen.“ Sein Dank galt dem Chor Belcanto mit seiner Leiterin Silvia Albert. Beim Vater unser waren die Kommunionkinder eingeladen, in den Chorraum zu kommen, und zusammen mit dem Priester das Vater unser gemeinsam zu beten. Mit dem Reliquiar segnete Pfarrer Amrehn die Gläubigen, bevor der Gottesdienst mit dem feierlichen Te Deum endete. Danach waren alle, die sich dafür angemeldet hatten, zum Mittagessen in das Gemeindezentrum eingeladen. Dort hieß Pfarrgemeinderatsvorsitzende Inge Henkel die Gäste willkommen. Gerne genossen wurde auch der Nachtisch, der von fleißigen Helferinnen zubereitet worden war. Mit Kaffee und Kuchen klang das Sebastiani-Fest aus.

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